2003

Juni 2003: Barbara Toch "...was in der Luft liegt"

Dezember 2003: Septimus "Ein Format - sechs Positionen"


2004

Juni 2004: Burkhard, Struck, Stief "Piepenbrinck"

Juli 2004: KiT-Mitglieder "WASSER"

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Wasser ist das beherrschende Thema einer Ausstellung von sechs Künstlerinnen, die ihre Arbeiten gemeinsam präsentieren

Wer in Lippstadt lebt, der kann sich dem Thema Wasser nicht verschließen. Zu sehr bestimmen die Wasserläufe der Lippe und ihrer Nebenarme das umgebende Landschaftsbild sowie die Strukturen der Stadt. Allgegenwärtig sind offene Wasserläufe und Brücken im Stadtbild zu sehen. Nahe liegend für die sechs Lippstädterinnen, sich mit dem Wasser k+nstlerisch auseinander zu setzen. 

Wasser ist auch das Thema einer Ausstellung, die ab Samstag, 10. Juli 2004, von Kunst im Turm angeboten wird. Die Vernissage beginnt um 17 Uhr und wird von westafrikanischer Trommelmusik von Jakaranda begleitet. Die Einführung spricht Anna Rixen.

Das Thema Wasser ruft bei Ulrike Blindow Gedanken an die Urlaubszeit hervor, eine Zeit, in der der Mensch verstärkt unterwegs ist – räumlich, zeitlich, aber auch in seiner Sichtweise. Im Urlaub suchen wir die Rückkehr ins Paradies. Leuchtendes Himmelblau, Gold, die Farben für das Paradies auf alten Fresken verdeutlichen auf den Broschen und Anhängern der Goldschmiedin diese Suche.

Die auf dem Weg zu neuen Ufern benötigten Schiffe findet der Betrachter bei Ulrike Blindow als Schmuckstücke aus Filz, für den leisen Transport, aus Wolle für die unfassbaren Gedanken auf der Reise, als glänzendes oder geschwärztes Silber f�r die Schiffsreise �ber die taghellen, sonnenglitzernden und die n�chtlichen Meere. Die seit 1999 in Lippstadt lebende Blindow hat nach ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin in Pforzheim und Bad Reichenhall in D�sseldorf Design studiert und in England und Spanien als Goldschmiedin gearbeitet. 

Seit �ber f�nf Jahren bietet Anne Budde nunmehr unz�hligen K�nstlern als Galeristin ihrer Galerie Live Art in Lippstadt Gelegenheit, Werke unterschiedlichster Art zu pr�sentieren: Grafik, Malerei, Plastiken. Nicht �bersehen sollte bei so viel k�nstlerischer Pr�senz die k�nstlerische Variationsbreite in Anne Buddes eigenem Schaffen. So reicht ihre Werkauswahl von Zeichnungen �ber Druckgrafik bis zu Skulpturen aus Holz, Stein und Keramik. Bei all diesen so unterschiedlichen Techniken fallen ihre Werke immer wieder durch ihre lebensbejahende, positive Ausstrahlung auf. Sie spiegeln Buddes lebendigen, auf Harmonie und Ausgleich bedachen Dialog mit der Natur wider, ausgedr�ckt in der Formensprache der modernen Kunst. Ihre Steinskulpturen verweisen mit ihren schwellenden runden Formen auf das Leben im Wasser und in seinen Randbereichen, lassen an Wasserv�gel denken, die gleichsam das Spiel der Wellen in sich aufgenommen haben.

Kraft und Gewalt des Wassers scheint auch Lore Liebelt mit aufgenommen zu haben, gleichzeitig aber auch seine Sanftheit und Ruhe. �Cruel an tender� nennt sie ihre beiden gro�formatigen Acrylbilder, die beide Seiten der Naturgewalt Wasser versinnbildlichen. Flie�ende Farbenverl�ufe spiegeln in vielen Facetten die Spiegelungen des Himmels im Wasser, dynamisch gesetzte Farbstriche, tropfende, verlaufende Farbspuren erinnern an die Macht hereinbrechender Wassermassen, starke Farbkontraste wirken eher ruhigen Oberfl�chen entgegen. Die ewig g�ltigen Eigenschaften des Wassers finden hier Entsprechungen in der Formensprache der informellen Malerei. Die verwendeten Farben lassen eher an heimische Gew�sser, etwas das tiefgr�ne Dunkel in den Wasserl�ufen der Lippe denken als an tropische Bl�ue. �Vom Wasser haben wir�s gelernt� verweist wie im gleichnamigen Volkslied auf die Rolle des Wassers als Gleichnis f�r menschliches Leben.

Aus Neugierde und Lust am Malen entstehen die Acrylbilder von Marlies M�ller-Kaufmann. Unterschiedliche Wasserzeichen werden auf grau-blauen, in verschiedenen Hell- und Dunkelnuancen verlaufende Farbschichten sichtbar. Alte Symbole f�r das Wasser, von den Inkas �ber indianische, �gyptische, chinesische und germanische Schriften belegen die uralte Bedeutung, die die Menschen dem Wasser immer wieder zugemessen haben. Strukturpasten, Sand, Baumrinde, Jute und andere Materialien werden eingearbeitet und f�hren im Spannungsverh�ltnis von Malabsicht und Zufall zu harmonischen Farbverl�ufen. Flie�end organische Formen in verschiedenen Blau- und T�rkist�nen versinnbildlichen die Bewegungen des Wassers, seine Klarheit und Intensivit�t sind die des Mittelmeers, das �MMK� so oft es geht besucht.

Wie ein roter Faden ziehen sich die menschlichen Formen durch die Arbeiten von Michaela Newe. Organisch runde Formen lassen K�pfe und andere menschliche K�rperteile erahnen, runde Gliedma�en scheinen in einem Meer blauer Wellen zu schwimmen. Wasser k�nnte auch das Fruchtwasser meinen, in dem die Ungeborenen schwimmen bis sie in die Welt gleiten. Erkennbar menschliche Figuren entwickeln sich zu freien Figurationen, verschlungene Liniengef�ge f�hren dem Betrachter immer neue Formgebilde vor Augen, wechselnd zwischen Figur und Kreatur, zwischen ornamentaler und flie�end freier Gestaltung.

Susanne Oppel, obwohl bislang �berwiegend mit ungegenst�ndlichen Bildern in Lippstadt bekannt, zeigt die Urspr�nge dieser Malerei in Aquarellen, entstanden in den 1990er Jahren an den K�sten Norwegens. Schon hier finden sich die kraftvollen Farbstrukturen, die dann f�r ihre abstrakte Malerei typisch werden, wiewohl hier noch erkennbar als Boote, B�ume am Strand, Fischer, Vor�bergehende. Natur, Zeit, Licht, aber auch Erlebnisse werden f�r Susanne Oppel zum Inhalt ihrer ausdrucksstarken Farb-, Formgef�ge, wobei das Wasser als eine der m�chtigen Naturgewalten Ausdruck gewinnt.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli 2004 ge�ffnet. �ffnungszeiten: dienstags, donnerstags und samstags von 15 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 16 Uhr.

               
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November 2004: Septimus "Draussen"

Juni 2004: Ute Herre "Bilder und Objekte"


2005

Februar 2005: Gaby Ludwig "Momente und Unendlichkeiten"

August 2005: Buccelato / Huck/ Saadhoff "Das Grönland des Menschen und sein Afrika"

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Begrüßung und Einführung in die Ausstellung “Das Grönland des Menschen und sein Afrika” – Reflexionen auf das Werk Thomas Valentins von Ralf Saadhoff

In Erinnerung an Meinolf Fischer
27. August 2005

Sehr verehrte Damen, meine Herren, ich möchte Sie recht herzlich zu der heutigen Ausstellungseröffnung willkommen heißen, einer Ausstellung von drei Künstlern – zu denen ich selber gehöre – die in ihrer Präsentation, ihrer Reflexion auf das Werk Thomas Valentins nicht unterschiedlicher sein können. Sie verlangen ohne Zweifel von dem Besucher die Bereitschaft zum visuellen wie auch akustischen “Spagat”, innerhalb dieses Raumes. Der Besucher wird gefordert, und ich hoffe sehr nicht überfordert, sich unmittelbar und in höchster Dichte, drei Sichtweisen von Bildenden Künstlern zu nähern und mit dem Gesehenen einen Dialog einzugehen. Damit dies auch ansatzweise gelingen kann, stehen einmal die Künstler hier und heute ihnen partnerschaftlich zur Seite, zum anderen werde ich nun versuchen ihnen sowohl das Zustandekommen dieser Werkschau wie auch die Beweggründe jedes Einzelnen ein wenig näher zu bringen.

Ich beginne also rückblickend mit dem Menschen, der quasi der Vater dieser Idee war, und dessen Name wir heute hier nicht ungenannt lassen können, ich spreche von Meinolf Fischer.

Er war es, der die Idee entwickelte über das Jahr Literaturabende zu veranstalten, Verfilmungen zu zeigen und Diskussionsreihen mit Zeitzeugen durchzuführen. Es war sein sehnlichster Wunsch den Adolf-Grimme-Preisträger Thomas Valentin einer breiteren öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er war bis zuletzt die Triebfeder für die Auseinandersetzung mit dem Werk Valentins und so war es sein formuliertes Ziel, Bildende Künstler am Ende dieser Veranstaltungen eine Antwort auf das umfangreiche und zeitnahe Werk geben zu lassen – eben Reflexionen auf das Gelesene, Gehörte und Gesehene.

Was ist nun von dieser Idee dieses profunden Valentin-Kenners geblieben?

Was haben wir, seine Mitstreiter, seine Valentin-Eleven hinüberretten können? Es ist einiges, wenngleich nicht alles was Meinolf Fischers Idee war. Literaturabende – ja. Filmabende – einen. Diskussionsabende – keinen. Dafür fehlte uns letztlich doch die Nähe zu Valentins Werk, so wie er sie hatte. Dennoch wollten wir nicht auf den Schlusspunkt, seinen Schlusspunkt verzichten, die Antwort auf das Werk Thomas Valentins bildnerisch zu geben. Aus Gesprächen weiß ich, dass er viele Ideen für diese Ausstellung in sich trug und es ein Herzenswunsch von ihm war, diese Ideen in einer umfassenden Schau zu zeigen – wie gerne hätte ich seine Arbeiten heute hier gesehen.

Valentin lässt in seinem Roman “Grabbes letzter Sommer”, eben diesen Grabbe, in einem Nachtgespräch das dieser mit drei Schauspielern des Detmolder Hoftheaters führt unter anderem sagen: “Ich habe nie für die Bühne schreiben wollen, wie sie heute ist, weil ich gar nicht für diese Gesellschaft schreibe, die Ruhe, Gold, Genuss will. Bildung und Kultur ein paar vielleicht noch” – und auf die erregte Frage eines der Schauspieler, was denn nach seiner Ansicht die Kunst anders soll als unterhalten und bilden, antwortet Grabbe: “Erforschen . . . Entdecken . . . Das Grönland des Menschen und sein Afrika . . . Nicht unsere verkümmerte, blasierte, ausgetrocknete Welt . . .” . Wie hätte es bei Meinolf Fischer anders sein können, bei seiner vielfältigen Berufung, die immer mit dem Menschen, den Außenseitern dieser Gesellschaft zu tun hatte, als Titelfindung für eine Ausstellung, als Reflexion auf das Werk Thomas Valentins eben, dieses Zitat zu benennen.

Hiermit konfrontierte er mich, und dieses Zitat ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Es blieb nur noch wenig Zeit um im persönlichen Gespräch oder durch Mails mich mit ihm auszu tauschen. Dieser Gedankenaustausch fand nach dem ersten Literaturabend im Januar 2004 ein jähes Ende.

Und ich weiß nicht, ob wir vor dem kritischen Auge Meinolf Fischers mit der heutigen Ausstellung bestehen würden. Jedoch weiß ich, dass dieses Projekt in seinem Sinne ist und seine ideelle Unterstützung finden würde. So ist es nur schlüssig, diese Ausstellung ihm zu widmen, im Gedenken an einen wunderbaren Menschen. Ich möchte nunmehr, auch wenn es vielleicht nicht schicklich ist, zuerst mit meiner Reflexion beginnen und dann auf die Arbeiten von Rosario Buccellato kommen und abschließend die gezeigten Werke Wilfried Hucks – einer Hommage auf Meinolf Fischer.

Das vorgegebene Ausstellungsthema “Das Grönland des Menschen und sein Afrika” hinterließ sofort in mir eine unauslöschbare Spur in die Vergangenheit, einer schrecklichen Vergangen heit, die sich schon lange tief in mein Bewusstsein, meinem Herzen eingegraben hatte und nun hierdurch wieder neu erweckt wurde. Ich kannte bis dahin Thomas Valentin nicht und ich musste ihn erst noch lesen, hören und sehen. Und ich fand, ohne dies vorher zu erahnen, Beschreibungen von Schicksalen der Vorkriegs- und Nachkriegszeit die eine gewisse Ambivalenz mit meinen persönlichen Erfahrungen hatten.

Während Valentin die NS-Zeit noch selbst erlebte bin ich ein Kind der Nachkriegszeit. Und doch sind meine Empfindungen nicht getrübt durch die “Gnade des Spätgeborenen”, wie es einmal ein Kanzler dem Sinn nach formulierte. Der Stachel sitzt tief in mir, er scheint mir mit der Muttermilch eingegeben zu sein. Aus den Erzählungen wie Frühnachrichten, Plattfüße in der Kristallnacht, Der Tod des Papageien, um nur einige zu nennen, sog ich die Erkenntnis der Kälte, des unbeschreiblich blinden Hasses eines Volkes gegenüber Andersdenkenden, eben das Grönland des Menschen.

Die Assoziation zu Grönland und Afrika, eben kalt und warm, fanden und finden sich auch heute in der Gesellschaft wieder, die offensichtlich nicht bereit ist, den tatsächlichen Gegebenheiten ins Gesicht zu schauen und das Unrecht zu benennen. Das war so im so genannten Dritten Reich wie auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Bei allem geschehenen Unrecht und durchgeführter Gräueltaten, sind die Verfolgung und der Versuch der totalen Vernichtung eines Volkes jüdischen Glaubens, der absolute Gipfel menschlicher Kälte und Ignoranz.

Meine “Eltern-Generation” hat sich schuldig gemacht am Jüdischen Volk und anderer ethnischer Volksgruppen, sei es aus Angst sein eigenes Leben zu verwirken oder im blinden Nachlaufen einer Ideologie, die nur das reine nordische Blut, den Herren-Menschen kannte.

Ich fühle mich mitschuldig, weil es von eben dieser Täter-Generation nach dem Krieg kein Schuld-Eingeständnis gab. Gegenüber fragenden Kindern der Ruhe willen geschwiegen wurde, und der bevorstehenden Anstrengungen des Wideraufbaus sich zuwendend, es sich offenbar verbot über ein Unrecht zu sprechen. Wie ist es nur möglich, dass noch heute Menschen der Kriegsgeneration behaupten von alle dem nichts gewusst zu haben, und so eine Vergiftung der menschlichen Moral vorantreiben mit für uns allen sichtbaren Ergebnissen in unserer Gesellschaft.

Ein weites Feld des Unrechts tut sich vor uns auf, eine schreckliche Erbschaft werden wir nicht mehr los. Ein immerwährendes Erinnern an das Unfassbare wird uns auch zukünftig nicht mehr loslassen. So habe ich meine Objekte, meine Reflexionen auf eben diesen Teilaspekt des Werkes von Thomas Valentin fokussiert. Meiner jetzigen Präsentation gingen verschiedene Konzepte und Entwürfe voraus. Zuerst wollte ich sie, den Betrachter, über ein Steinfeld schreiten lassen, bestehend aus ca. sechs Millionen Steinchen, beginnend am Eingang, und somit ein Muss für den Besucher dieser Ausstellung, um sie förmlich unter ihren Füßen das Unrecht “spüren” zu lassen. Jenes Unrecht an das Jüdische Volk, jene fast sechs Millionen ermordeter Menschen.

Ich verwarf dieses Konzept nachdem ich bei einem erneuten Besuch im Jüdischen Museum in Berlin, die Boden-Installation “Shalechet” (gefallenes Laub) von Menashe Kadishman mir genauer angesehen hatte, wonach der Besucher ausdrücklich aufgefordert wird, das am Boden liegende “Laub” in Form von Gesichtern mit geöffneten Mündern, aus grob geschnittenen, schweren, kreisförmigen Eisenscheiben, zu betreten. Ich verwarf auch diese Idee aus Gründen der möglichen Dominanz gegenüber dem zu erwartenden Werk meiner Partner. Als zweites hatte ich eine etwa fünf Meter hohe Stele aus Millionen Steinchen geplant; gefasst, gefesselt in einem unüberwindbaren “Käfig” gehalten, und gesichert durch nicht überwindbares “Drahtgeflecht”. Es sollte der Versuch sein, den millionenfachen Mord an das Jüdische Volk, mit der “Stele der Entrechteten” bei uns, den Betrachter, in Erinnerung zu rufen.

Die Stele aus Millionen Steinchen bestehend, sollte die unsagbare psychische wie physische Gewalt, die an das Jüdische Volk vollbracht wurde, dokumentieren. Jedoch die verstärkte Vertiefung in die jüngere Deutsche Geschichte, mit immer für mich neueren Erkenntnissen über den Holocaust, ließen auch dieses Konzept scheitern. Ich musste erkennen, dass die Schwere der Schuld nicht über den Einsatz von “Masse” zu definieren war. Die Lösung konnte nur in der Darstellung einfacher Strukturen gelingen.

So habe ich nunmehr den Versuch unternommen, die persönliche Herausforderung – das Sichtbarmachen schwärzester Deutscher Geschichte – anhand von zwei Objekten darzustellen.Das Eine ist die Abfolge von Bildern, deren Grundaussage die Benennung der europäischen Staaten ist, in denen die Schergen des Todes ihrer Arbeit nachgegangen sind, mit der Anklage des Nachgeborenen zuletzt, auf dessen Fragen keine Antworten folgten und bis heute mit dem Makel verbrecherischer Untriebe eines ganzen Volkes behaftet ist. Diese Video-Installation habe ich “Das Schweigen der Täter” genannt. Das andere Objekt ist nun doch eine Stele, jedoch in seiner Gestaltung einfacher, nicht monströs, aber in seiner Wirkung auf den Betrachter, wie ich meine, eindringlicher.

Keine Millionen Steinchen, kein Stacheldraht, kein “Todeszaun”, sondern zwei übereinander gestellte Kuben, in sich verdreht. Der untere Kubus mit beschrifteter Folie geschlossen, gibt dennoch den Blick in sein fast leeres, Inneres frei. Lediglich der Boden ist bedeckt mit Steinen und herabgefallenes Laub; ansonsten begegnet uns Leere. Leere in unserer Gesellschaft durch die Ausmerzung fast eines ganzen Volkes!

Der obere Kubus soll die Flucht und die Errettung der Wenigen symbolisieren, die dem Terror entkommen konnten. Deshalb keine geschlossenen Flächen mehr, sondern offene Wege in die vier Himmelsrichtungen, in die Immigration. Die durch die Nazis entrechteten Mitbürger hinterlassen bis heute und darüber hinaus, im kulturellen wie gesellschaftlichen Leben eine nicht schließbare Lücke, nicht nur bei uns, sondern in ganz Europa, in der Welt.

Liebe Gäste, ein weiter Weg von Thomas Valentin, seinem Werke, bis hier her – aber letztlich war es der Auslöser, meine Reflexion – mehr mein Grönland als mein Afrika. Meine Damen und Herren, jetzt möchte ich zu mehr Licht, mehr Sonne kommen und in unserer Phantasie, Sizilien erleben, was ja auch für Thomas Valentin zeitweise sein Zuhause war.

Und so komme ich zu meinem Künstlerfreund Rosario Buccellato.

Er ist ein Heimatloser, heimatlos im engeren Sinne, da er das Land seiner Eltern “verließ” bevor er es kennen lernen durfte. Hineingeboren in die Fremde. Für kurze Zeit zurückgebracht und allein gelassen, um dann letztlich doch, und bis heute, im Westfälischen zu verweilen.

Rosario Buccellato. Europäer Widerwillen, ein Grenzgänger zwischen den Kulturen, ein Suchender nach der eigenen Identität. Wenn nicht schon immer seine Gefühle und Gedanken ihn an seine eigentlichen Heimat erinnerten, so waren sicherlich die Erzählungen Thomas Valentins ein auslösendes Moment, sich verstärkt seiner Wurzeln, seinem Sizilien, bewusst zu werden, das mehr aus Erzählungen seiner Eltern, seiner “Genitori”, als vielmehr aus eigenem Erleben vor seinem inneren Auge sichtbar wurde.

So sind seine hier gezeigten Arbeiten, Erinnerungsstücke an seine geliebte “Mamma”, die Stoffe und Applikationen in südländischer Farben-Vielfalt am Küchentisch schneiderte. Erinnerungen an “Candalotto”, ein Tal, in dem die “Nonna” einen Orangenhain besaß, finden wie selbstverständlich Eingang in seine “Tuch-Kompositionen”. Rosario Buccellato drapiert die Stoffe seiner Mutter zu Phantasiegebilden. Neben den bedruckten Stoffen mit Obst-Motiven, werden durch die Faltungen Strukturen sichtbar, die an Verwerfungen denken lassen.

Verwerfungen in der eigenen Persönlichkeit? Dem Hin- und Hergerissensein zwischen der nördlichen Kühle und südlichen Wärme? Dem immerwährenden Suchen nach der eigenen Identität? Diese Fragen sind nicht abschließend zu beantworten und führen nur allzu leicht zu nicht belegbaren Spekulationen. Vielmehr erscheinen dem Betrachter in der Anordnung der Faltungen, Gebilde, die eine Pflanze, eine Blume erkennen lassen, wie etwa in der Arbeit: “Grau mit weißem Tuch”, oder aber fast durchgängig, assoziieren die Faltungen “bergige Landschaften” mit der “fruchtigen” Aussage über die Angebote des Südens – Zitronen, Orangen, Pflaumen.

Fast allen hier gezeigten Bildern ist eins gemeinsam: die in sich abgeschlossene Einheit des Motivs. Eine Insellage auf der farbigen Leinwand des Hintergrunds. Sizilien, umgeben vom Mare Tirreno im Norden, dem Mare Iònio im Osten und dem Mare Mediterràneo im Süden und Westen. Ein anderes Bild benennt Rosario Buccellato “Tra Santuzzi e Limuna”, was soviel heißt wie:

“Zwischen Heiligen und Zitronen”! Eine Metapher die nicht nur für den Künstler über eine lange Zeit prägend war, sondern ein Synonym auch für das Italien von heute ist. Diese Vermischung von täglicher Last und gläubiger “Unverbindlichkeit” wirkt auf uns Mittel europäer oftmals befremdlich und entspricht so gar nicht unserem eher nüchternen Naturell. Bei allem Tun oder nicht Tun ist die Mutter Gottes, die Madonna, gegenwärtig. So gesehen hat auch bei Rosario Buccellato, trotz seiner fast lebenslangen Präsenz hier bei uns im Westfälischen, eine Assimilation nie wirklich stattgefunden. Das dies so ist, dafür kann man nur dankbar sein, eröffnet es uns doch die Chance andere Sicht- und Denkweisen kennen zu lernen; verschafft es uns doch Zutritt zu einem Kulturkreis dessen Wurzeln größtenteils im Orient zu finden sind. Farbigkeit bis hin zum “Kitsch”, wie wir es oftmals finden öffnet in uns ein Licht, das nicht selten unsere in düsteren Farben gehaltenen Gedanken erhellen und überstrahlen.

Der uns naiv erscheinende Glaube der Menschen des “Mezzogiorno”, hilft oft genug über die durch Technokraten und mafiose Machenschaften “entmenschlichten” Gesellschaft hinweg, macht das Leben, das Atmen in einer scheinbar pittoresk anmutenden Landschaft letztlich erträglicher.

“Tra Santuzzi e Limuna”

Jetzt möchte ich zu dem dritten im Bunde kommen, zu Wilfried Huck. Hucks Arbeiten reflektieren sowohl die Kälte wie Wärme wieder, dort sind Verwerfungen, Aufbrüche das prägende Stilelement. Die Farb- und Formgebungen seiner Arbeiten sind radikal, jeglichem Ansatz von Gegenständlichkeit fremd. Sie sind scheinbare Ausbrüche momentaner persönlicher Befindlichkeiten, Eruptionen der Seele, des Herzens. Auch machen sie Platz für Interpretationen durch den Betrachter, sie werden zum Objekt des Suchens und möglicherweise des Findens.

Ich möchte nunmehr zu Hucks Hommage an Meinolf Fischer kommen – die sie liebe Gäste, in dem Kunstkatalog nachlesen können, wie auch meine vorangegangenen Beiträge zu dieser Werkschau.

“In vielen Gesprächen mit meinem Freund Meinolf” – so beginnt Wilfried Huck – “ging es immer wieder um die Frage der Integration unterschiedlicher und widersprüchlicher Gefühle, Gedanken und Impulse, die in uns im Alltag, bei der Arbeit, aber auch im künstlerischen Prozess auftauchten und nach außen drängten. Wir suchten nach Wegen zu einem ganzheitlichen Denken und Handeln in unseren verschiedenen Lebenswelten, mit denen wir in Berührung kamen. Die künstlerische Arbeit war ein Versuch, durch ein expressives Medium uns dieser inneren Arbeit zu stellen und auf einer öffentlichen “Bühne” in einen Dialog mit Betrachtern zu treten, um so im Austausch mit anderen Menschen unsere Sicht- Weisen auszutauschen, uns in Frage stellen zu lassen und Ein- Sichten über uns und in aktuelle sozialpolitische Fragen, die uns beschäftigten, zu gewinnen.”

Und weiter heißt es: “Es ist uns im Verlauf unserer Gespräche klar geworden, dass künstlerisches Arbeiten auch immer ein Einmischen und eine Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen unserer Zeit und ein Beitrag zu einem friedlichen Miteinander bedeutet. Dazu gehört aber auch das Wahrnehmen der inneren und äußeren Gegensätze, die Versuche durch ein inneres Zwiegespräch und äußeren Dialog eine Brücke, Verbindungslinien und Netze zwischen den divergenten Bestrebungen mit zum Teil destruktiven Prozessen zu schaffen, um das scheinbar Unüberwindbare zu integrieren.

In diesem Prozess wurde Meinolf jäh unterbrochen und konnte ihn nicht weiterführen bzw. vollenden. Mein Beitrag ist eine Hommage an Meinolf und gleichzeitig ein Versuch, das Begonnene fortzusetzen.” – so weit die Einlassungen von Wilfried Huck. Sehr verehrte Damen, meine Herren, ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und möchte sie ermuntern mit den hier anwesenden Künstlern in einen Dialog zu treten. Herzlichen Dank auch an Gerda und Mito Gallardo Perez für ihren musikalischen Beitrag heute Abend.

Die Ausstellung ist eröffnet!

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Oktober 2005: Junge Kunst aus Lettland "Sirds Pilna - Das Herz läuft über"

November 2005: SEPTIMUS "(k)eine schwarz-weiß-malerei"

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Am Ende der Farbskala 

Die Gruppe Septimus er�ffnet am Samstag im Kunstturm ihre 16. Werkschau „(k)eine schwarz-wei�;-malerei“

Unter dem Titel „(k)eine schwarz-weiß-malerei“ steht die 16. Werkschau der Gruppe Septimus, die am Samstag, 29. Oktober, im Lippstädter Kunstturm eröffnet wird. 

Wer Schwarzweiß-Malerei betreibt, so weiß der Volksmund, beschränkt sich für gewöhnlich recht oberflächlich auf extreme Positionen, verzichtet auf die Feinzeichnung und gibt sich, statt zu differenzieren, mit einfachen Wahrheiten zufrieden. Die Gruppe Septimus betreibt in ihrer diesjährigen Werkschau ausdrücklich keine Schwarz-weiß-Malerei, wenngleich sie sich darauf beschränkt, ausschließlich mit Schwarz und Weiß zu arbeiten. 

Was bewegt Künstler, zumal, wenn es sich wie in diesem Fall um Maler handelt, einen ihrer stärksten Trümpfe, die Farbe, aus der Hand zu geben und sich mit dem Schwarz, dem Weiß und dem, was dazwischen liegt, dem Grau, zu bescheiden? 

Schwarz und Weiß, so weiß der Naturwissenschaftler, sind im physikalischen Farbenspektrum nicht vorhanden, gelten als Nicht-Farben. Aus beiden Enden der Farbskala sind alle Töne gewichen, übrig geblieben sind die beiden Extremkontraste, sowie die unendlich vielen Variationen von Grau. Dennoch haben Schwarz, Weiß und Grau in der Geschichte der Kunst immer eine große Rolle gespielt. Auf unterschiedliche künstlerische Weise haben sich die Septimus-Mitglieder Rosario Buccellato, Ernst Ewers zum Rode, Elisabeth Fellermann, Elisabeth Grygier und Lore Liebelt dieser Herausforderung gestellt, diesmal begleitet von der Gastausstellerin Irene Peil, die sich dem Thema mit bildhauerischen Mitteln nähert.

Welche Chancen sich künstlerisch aus der Beschränkung ergeben, zeigt sich in der Werkschau, in ihrer Wirkung unterstützt durch die räumlichen und farblichen Gegebenheiten des Ausstellungsraumes im Kunstturm.

Die Ausstellung wird um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung übernimmt die Kunsthistorikerin Elvira Meisel-Kemper. Für den musikalischen Rahmen sorgt Wolfgang Streblow auf dem Theremin. Die Präsentation im Kunstturm in der Von-Treschkow-Straße 31 ist bis zum 19. November sonntags von 11 bis 16 Uhr sowie dienstags, donnerstags und samstags von 16 bis 19 Uhr zu sehen.

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Zusatzbeitrag "Der Apfel". Mehr…
                    

 Der Apfel

Als meine Mutter mich taufen ließ,
hatte sie mich wie eine Braut eingewickelt
Ihr Reichtum bestand nur aus diesem Schleier
       
Mir hinterließ sie ein kleines Stück Himmel 

Ungewürztes Brot und Zwiebeln
das ist das Essen meines Volks
nur bei Festen wird Fleisch gegessen
     
der Wunsch nach einem Apfel wuchs mit den Jahren 

Viele Menschen unter dem Berg
die Anstrengungen auf die Stirn geschrieben
auf das versprochene Land wartend
     
es gibt immer einen Priester der die Messe zelebriert. 

Von Gott und den Heiligen vergessenes Land
es bleiben nur die Tränen in der Hand
 das ganze Leben lang warten
   
etwas erwarten das niemals kommen wird 

Das Rad dreht sich, die Welt dreht sich
Du erreichst den Himmel oder du bleibst am Boden
Was für ein bitteres Schicksal allein zu bleiben
 
ohne jenen Apfel essen zu können. 

  U pumu

Quannu me matri mi fici vattiari
 comu na zita mi vosi fasciari
 la so ricchizza era sula ddu velu
 
 a mia lassau n pizzuddu di cielu 

Pani e cipudda cunzatu cu nnenti
  chistu e lu piattu di ma le genti
sulu a li festi si mancia la carni
     
disiu d un pumu crisciva cu l anni 

Tanti cristiani sutta lu munti
 cu la fatica scritta nta frunti
 ad aspittari la terra prussima
   
sempri n parrinu ca dici la missa 

Terra scurdata di Diu e di santi
n manu ci resta chiddu chi chianci 

    tutta le sempri aspittari
 aspetta aspetta a cu n veni mai 

Gira sta rota gira stu munnu
o arrivi n cielu o resti n funnu
chi sorti amara ristari sulu
   
senza putiri manciari ddu pumu 

PUMU Rosa Balisterie

               
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Dezember 2005: KiT-KüNSTlerinnen "licht"

Mai 2005: Künstlerinnenforum Müsterland "Twiligth Zone"

April 2005: Maude Gruebel "Wasserfarbe (Bretonische Impressionen)+ Lara Huck "sukukkut - über das Eis"


2006

September 2006: Künstlerinnengruppe upArt – Bilder und Skulpturen

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Pressetext Künstlergruppe upArt                                                   

Die Gruppe upArt ist eine Interessengemeinschaft von 7 Malerinnen, die sich in Seminaren kennen gelernt und darüber hinaus in der Gruppe zusammengearbeitet haben.
Die Kommunikation über die Bilder, das gemeinsame Arbeiten, die kritische Auseinandersetzung miteinander und die Möglichkeit gemeinsam auszustellen war Motivation im Jahr 2003 diese Gruppe zu bilden.

Christine Brand malt Köpfe, die in Frontalansicht angelegt sind und in vielen ?bermalungen entstehen. Es sind Köpfe, die anonym bleiben und in ihrer elementaren Mimik auch als Reste oder aber Rückkehr zum Figürlichen zu sehen sind. Sie verzichtet dabei auf eine bunte Farbskala zugunsten von Graustufen.zwischen Schwarz und Weiß.

Uta Baltschun hat für diese Ausstellung Arbeiten aus zwei Serien ausgewählt. Es handelt sich um Kompositionen aus Farbe, Linie, Fläche in Verbindung mit Holzschnitt und Druckstöcken – Models. Die Arbeiten sind gro?flächig auf Leinwand angelegt. Dabei verwendet sie Acryl, Gouache und Bleistift.

Ulrike Emmanouilidis verzichte in ihren neuen Bildern zunehmend auf Farbe zugunsten von strengen grafischen Elemente. Es zeigt sich eine minimalistische Tendenz in Richtung auf konkrete Kunst.

Die Arbeiten von Karin Hamann entziehen sich jeder Deutung, durch die All-over Struktur.
Auf vorbereitetem Grund u.a. mit einem Spachtel entstehen mit Hilfe eines Stempels flirrende Strukturen, die eine eigenartige Binnendynamik entwickeln. Diese Strukturen werden durch geometrische Akzente gestört, gestützt, irritiert, betont.

Ingeborg Hecht zeigt Bilder, die an vermeintlich gesehene aber doch fremde Landschaften erinnern. Sie scheinen einen Horizont zu haben, aber keinen Himmel, nicht Vordergrund noch Hintergrund. Spielerische Zeichen reizen den Wunsch nach Deutung, doch er bleibt unerfüllt.

Anna Miermeister stellt sich mit zwei künstlerischen Ausdrucksformen vor: Malerei und Plastiken (Gips.Ton,Bronze). Die skulpturalen Arbeiten zum Thema”menschlicher Torso” sind teils realistisch nach lebendem Modell, teils frei gearbeitet. Sie erhalten ihre lebendige Oberfäche durch Schleifen mit Sandpapier und mit Acrylfarbe und Schuhcreme .

Die Arbeiten von Christiane Zemma sind Malerei und Zeichnung zugleich .
Ihre subtilen Arbeiten gehen nicht von einer Idee von figürlicher, inhaltlicher Form aus, sondern mit einer Vorstellung von zeichnerischen Strukturen und reduzierter Farbigkeit.
Die Bilder vermitteln eine eigentümliche Stille.

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Mai 2006: Wolfgang Schwarzentrub "Fast Food II"

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 Unter dem Titel „Fast food II“ des Geraer Künstlers Wolfgang Schwarzentrub, sind ab dem 06. Mai, Bilder und Objekte im Kunstturm, Von-Tresckow-Straße 31 in Lippstadt zu sehen. Die überwiegend kleinformatigen Arbeiten sind nicht geeignet, schnell und leicht „verzehrbar“ zu sein, sondern laden den Betrachter seiner Werke ein, genau hin zu schauen um die heiter, witzige, ironische und lustvolle Provokation zu erkennen, um sie dann genüsslich mit dem betrachtenden Auge zu „verspeisen“. 

 Ein besonderes Merkmal in der Arbeit Wolfgang Schwarzentrubs ist die temporäre Existenz in seiner Malerei. Was vorher geschaffen wurde und eine Zeitlang Bestand hatte, verschwindet wieder – „eine veränderte Realität, die in neue Räume führt, wieder Grundlage für weitere spontan und expressiv gestaltete Botschaften sein können“, so die Kunsthistorikerin Annerose Kirchner, Gera, aus Anlass der Ausstellung „Fianchetto“ im Kunstverein Gera. Die Kunsthistorikerin Dr. Gertrude Betz aus Kassel spricht von „einer bemerkenswerten Diskretion in den Arbeiten von Wolfgang Schwarzentrub. Alles, was er derartig zur Schau stellt, in Objekten und Assemblagen verbündelt und uns zur neugierigen Durchdringung offenbart, wird anderseits verborgen, verschleiert, hinter Gittern, Folien, halbwegs transparenten Verpackungen dem Betrachter entzogen. Das Sichtbare wird noch mehr oder total dosiert, die Verpackung ist Verheißung, der Inhalt Geheimnis, Rätsel….“ 

 Wolfgang Schwarzentrub arbeitet meist seriell, die Affinität zu Materialität, Form und Farbe, Fläche und Raum sind hierbei unverkennbar. Seine künstlerischen Ausdrucks­mittel sind dabei äußerst vielgestaltig und reichen von Malerei über Collage bis hin zu Objekten. Figuratives und Assoziatives, Konkretes und Abstraktes, Flächiges und Räumliches, Stilles und Explosives treten in einen spannungsvollen Dialog. Die Ausstellung wird am Samstag, den 06. Mai um 19 Uhr im Beisein des Künstlers eröffnet und dauert bis zum 31. Mai 2006. 

 Die Öffnungszeiten sind mittwochs, samstags von 16 – 19 Uhr und sonntags von 11 – 16 Uhr. 

               
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Eröffnungsrede lesen

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Ausstellungseröffnung „Fast Food II“ am 06. Mai 2006 in KUNST IM TURM LIPPSTADT, Von-Treckow-Str. 31  

 Begrüßung und kurze Einführung durch den Vereinsvorsitzenden Ralf Saadhoff 

Liebe Gäste, herzlich willkommen zur Ausstellungseröffnung mit Werken des Geraer Künstlers Wolfgang Schwarzentrub. Mit ihm stellen wir seit Beginn der Ausstellungs-Kampagne im Jahre 2003, den dritten Künstler aus Thüringen einer interessierten Besucherschaft vor. Somit wird ein wesentlicher Punkt des amtierenden Vorstandes von KIT verwirklicht, nämlich die Präsentation von Künstlern und Künstlerinnen aus den östlichen Bundesländern, der ehemaligen DDR, hier bei uns in Lippstadt. Es findet so ein kultureller Austausch zweier ehemals getrennter Gesellschaften statt, die aufgrund ihrer politischen Prägungen nicht unterschiedlicher sein konnten. Die gesellschafts­politischen Umwälzungen seit der so genannten „Wende“ sind noch heute, 15 Jahre danach, erfahrbar und werden uns auch weiterhin beschäftigen. Für mich ist es nach wie vor spannend mit Künstlern und Künstlerinnen aus Ostdeutschland zusammen­zukommen, ihre Vita kennen zu lernen und somit an ihren früher gemachten Erfahrungen ansatzweise teilhaben zu können. 

Lassen sie mich nun aber als erstes von dem Menschen Wolfgang Schwarzentrub sprechen, einem ruhigen, eher besonnenen Erdenbürger, dem jegliche oftmals in der Kunstszene anzutreffenden Überspanntheit zu fehlen scheint, und gar nicht so recht in das vor uns hergetragene allgemeingültige Bild des Künstlers passen will. Dies scheint mir aber auch ein Indiz dafür zu sein, dass Wolfgang Schwarzentrub die Niederungen, nicht nur des real existierenden sozialistischen Bauern- und Arbeiter­staates der DDR durchlebt hat, durchleben musste, sondern, wie es auch in seiner Vita sichtbar wird, sich nicht als Genius darstellt, vielmehr als zielbewusster und ohne jegliche übertriebene Attitüde arbeitender Künstler seinen Weg geht. 

1954 in der Otto Dix Stadt Gera geboren, absolvierte er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher, dann bis 1990 Studium der Malerei und Grafik. In dieser Zeit viel auch seine Assistenz im Museum und die Tätigkeit in einem Büro für Ausstellungs­gestaltung – nicht zu vergessen natürlich der erfolgreiche Fachhochschulabschluss als Diplom-Museologe 1986. 

Gera, seine Heimatstadt, ist für Wolfgang Schwarzentrub der Nährboden seiner eigenen künstlerischen Arbeit. So bewegt er sich tagtäglich als Museologe unter Künstlern von regionaler aber auch von Weltbedeutung, wie etwa Cranach oder Dix. Wie ich meine, ein überaus glücklicher aber auch verantwortungsvoller Umstand für einen schaffenden Künstler, in solch einem Umfeld tätig zu sein. Zum einen die vorzufindende künstlerische Vielfalt, die durchaus anregend für das eigene künstlerische Schaffen sein kann, aber auch gleichzeitig die Bürde der Verantwortung für die Sammlungen „Von Cranach zu Dix“, untergebracht an zwei Museumsinstitute, der „Orangerie“ und im „Otto Dix Haus“. Hier ist wohl eine Begründung seiner verantwortlichen und wohlbedachten Art in seiner Arbeit zu finden, dass sein Naturell so sehr auszeichnet. 

Seit 1993 bis heute können wir eine rege Ausstellungsaktivität, sowohl alleine wie auch in Beteiligungen feststellen. Nicht nur in seinem Heimat-Bundesland Thüringen war er bislang präsent, sondern auch in Berlin, Passau, Magdeburg, Kassel, den USA, Frankreich, Polen um nur einige Stationen zu nennen und natürlich hier und heute in Lippstadt. In vielen Publikationen, von Katalogen über Faltblätter und Kunstbücher, sind der Name Wolfgang Schwarzentrub und das was seine Kunst ausmacht präsent. 

 Einen besonderen Punkt in dem künstlerischen Leben Wolfgang Schwarzentrubs stellt die Herausgabe eines Kataloges zu seinem 50. Geburtstag in 2004 durch den Geraer Kunstverein dar, eine wie ich meine sichtbare Wertschätzung des Menschen und Kollegen Wolfgang Schwarzentrub durch die Künstlergemeinschaft Geras. 

Die Kunsthistorikerin Dr. Gertrude Betz aus Kassel, die uns noch in bester Erinnerung ist, da sie die Einführung der ersten Ausstellung hier im Kunstturm mit Arbeiten von Barbara Toch übernommen hatte, spricht bei den Arbeiten von Wolfgang Schwarzentrub, von „Verbergen und Offenbaren“. „Alles was zur Schau gestellt wird, in Objekten und Assemblagen verbündelt und uns zur neugierigen Durchdringung offen­bart, wird anderseits wieder durch Folien verborgen, verschleiert oder durch halbwegs transparenten Verpackungen dem Betrachter entzogen. 

 Die gemalten Bilder erzeugen einen Bildraum, der aus Schichtungen und Schraffuren eines Hinter­grundes zur Konzentration auf das zentrale Bildmotiv führt, es werden aus Farben und Formen in kontrastierender Gewichtung geradezu räumliche Körper vor einen Hintergrund gestellt.“ 

 Die Kunsthistorikerin Annerose Kirchner aus Gera bemerkt: „…in der Malerei taucht die gänzlich übermalte Fläche auf. Was vorher geschaffen wurde und eine Zeitlang existierte, verschwindet – eine veränderte Realität, die in neue Räume führt, wieder Grundlage für weitere spontan und expressiv gestaltete Botschaften. Anders die Leidenschaft, Pappkarton mit anderen Materialien zu verbinden. Es entstehen „Bauwerke“ von labyrinthischer Konstruktion, ein Puzzle gepunkteter „Balken“, vom Holz gestützt. Bilder und Objekte verbindet die gleiche Sprache – die Spur des Rätsels, die zur Meditation führt, die Sichtbares unsichtbar macht und umgekehrt, zum Erkennen und zur Erkenntnis auffordert.“ 

„Fast Food“ – schnelles Essen, schnell und leicht verzehrbare kleinere Gerichte, so der Duden meine Damen und Herren, Fast Food wird real sichtbar in den Motiven einiger Bilder hier– wir erkennen Obst, Gemüse, Fisch. Assoziierend betrachtet kann Fast Food für schnelle, kleine Bilder stehen, so wie wir im Duktus der hier ausgestellten Bilder, schnelle aber wohl­bedachte Pinselstriche erkennen, Schichtungen die zwar das Trocknen der Farbe voraus­setzen, was bei Acryl bekanntlich sehr schnell von statten geht, behindern den Prozess des Schnellen jedoch nicht. Nun, verzehrbar sind die Arbeiten nicht, aber anregend, anstachelnd, inspirierend. Das Fianchetto auf die Sehnerven hat begonnen, das Farbenlabyrinth zu ergründen um sich neue Welten im Mikro-Kosmos der Bilder Wolfgang Schwarzentrubs zu erschließen. Hierzu lädt der Künstler ein und für alle die, die im Farbenstrudel drohen unterzugehen, hält er in Persona den rettenden Anker bereit. 

               
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März 2006: Wolfgang Brecklinghaus "Apokalypse" Arbeiten aus Militärschrott und Utensilien beider Weltkriege

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Apokalypse – subtile Montagen aus Kriegsgeräten

 Arbeiten aus Militärschrott und Utensilien beider Weltkriege 

Ausgangspunkt und Anlass waren für den Gelsenkirchener Künstler Wolfgang Brecklinghaus der Krieg im Kosovo. Dieses Ereignis, wie auch die beiden ihm nur aus Erzählungen und dem Selbststudium bekannten Weltkriege I und II, veranlassten den Künstler sich nunmehr endgültig in seinen Arbeiten dem Thema Krieg zu widmen. Mit Genehmi­gung der Landesregierung in Düsseldorf bezog Wolfgang Brecklinghaus so genannten „Militärschrott“ aus beiden Weltkriegen. Entstanden sind beeindruckende Plastiken und Reliefs aus eben diesen authentischen Materialien, die an die Schrecken des Krieges erinnern. 

Der Gedankliche Hintergrund bildet die Grundlage seiner Aktivitäten. Trotz aller „Hintergrundphilosophie“ bleibt die eigentliche praktische Arbeit wichtig und am Ende dieses Prozesses steht das sich verselbständigte Ergebnis. Wolfgang Brecklinghaus will mit seinen Arbeiten unmittelbar über die sinnliche Erfassung das Bewusstsein wecken für die Schrecken des Krieges. Hierbei sind zwei Weltkriege, die immerwährenden kriegerischen Auseinandersetzungen auf verschie­de­nen Kontinenten, die blutigen Ereignisse auf dem Balkan, die Kriege in Afghanistan und dem Irak der Nährboden für die Beschäftigung mit dem mörderischen Wahnsinn des Krieges. Hier zieht der Schwerpunkt der gezeigten Werke die Betrachter in eine Seite der Wirklichkeit, die keinen Platz lässt für bloße ästhetische Betrachtungen. Hier wird man mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. 

Anlässlich einer Ausstellungseröffnung sagte die Kultursprecherin der Stadt Gelsenkirchen, Frau Ingrid Stange: „Das ist die Hölle, dieMenschen Menschen bereiten in einem anscheinend endlosen Fortgang von Quälen und Töten. Dem Eindruck dieser dunklen fremden und bedrohlich wirkenden Objekte und Reliefs kann man sich nicht entziehen. Hier wird unmittelbar und anschaulich künstlerisch gestaltet, was Krieg für Psyche und Leben des Menschen bedeuten.“ 

Seit 2001 wurden Arbeiten unter dem Ausstellungstitel „Apokalypse“ bundesweit und in Belgien in 40 Städten gezeigt; das Echo ist überragend. 

Allein in Berlin-Charlottenburg, in der Gedächtnisausstellung „Story of Berlin“, sahen über 300.000 Besucher die Arbeiten von Wolfgang Brecklinghaus. 

Einen Querschnitt seiner Arbeiten sind nunmehr in KUNST IM TURM LIPPSTADT, Von-Tresckow-Str. 31, in der Zeit vom 04. bis zum 29. März 2006 zu sehen. Die Eröffnung der Ausstellung ist am Samstag, den 04.03.06 um 19.00 Uhr. Der Künstler wird zugegen sein und in seine Arbeiten einführen. Weitere Öffnungszeiten sind: Mi, Sa von 15 – 18 Uhr und So von 11 – 16 Uhr

               
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Liebe Gäste, ich möchte sie recht herzlich willkommen heißen zu der ersten Kunstausstellung dieses Jahres hier im KIT, mit Arbeiten des Gelsenkirchener Künstlers Wolfgang Brecklinghaus, den ich recht herzlich begrüße.

 Ich freue mich, dass der Künstler nach Jahren des geschäftigen Umtriebes, innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, nun auch hier bei uns in Lippstadt, in diesem historischen Gebäude Station gemacht hat, um uns, seine thematische Arbeit zur Apokalypse, nämlich Krieg, Vernichtung, Leid und Tod näher zu bringen – geformt aus Materialien der beiden Weltkriege. Die Authentizität der verwendeten Materialien machen betroffen, lassen dem Betrachter leise Schauer über den Rücken fahren, denn jedes Teil ist direkt mit Leid und Tod eines Menschen verbunden. 

 Fast neunzig Jahre nach dem ersten Weltkrieg mit ca. 10 Mio. Toten und ca. 20 Mio. Verletzten und gut sechzig Jahre nach dem Zweiten mit ca. 50 Mio. Toten und ca. 35 Mio. Verletzten, hat das Abschlachten von hunderttausenden von Menschen nach wie vor in dieser Welt Hochkonjunktur, ist das „Schreckgespenst“ Krieg mächtiger denn je. Aus scheinbar noch sicherer Entfernung verfolgen wir aktuell den „Krieg gegen den Terror“ bequem im Lehnstuhl vor dem Fernseher. Wir in Europa hatten ja schon unsere Apokalypse – was soll’s. Es macht wütend, wenn der sich zum Retter der Völker aufschwingende Präsident von Amerika sich in Machtzynismus und imperiale Arroganz ergeht und von satanischen Mächten spricht die besiegt werden müssen. Genau so arrogant ist die scheinbare Prämisse: wir bringen die Freiheit und Demokratie. Demokratie, wie die USA sie in Guantanamo Bay praktiziert? 

 Meine Damen und Herren, ich möchte schon jetzt auf eine Veranstaltung am 12.03., um 16 Uhr hier bei uns im Turm hinweisen, in dem Herr Gerhard Hörstensmeyer zum Thema „Kreuzzug gegen Terror: Politik mit der Apokalypse“ referieren wird. Dieser Termin wird aber auch noch in der hiesigen Tageszeitung bekannt gegeben bzw. im Internet unter www.kunstimturm.de

 Jetzt möchte ich mich aber wieder Wolfgang Brecklinghaus zuwenden und den Menschen, den Künstler näher beleuchten. 

 Wolfgang Brecklinghaus, Architekt, Künstler und Galerist, wurde 1948 in Leichlingen im Rheinland geboren. Das was Wolfgang Brecklinghaus heute ist und das was ihn mit seinem offensichtlichen Talent zur Kreativität auszeichnet, hat seine Wurzeln zweifelsfrei im Elternhaus. Sein Vater war Pianist und Dirigent, sein Großvater mütterlicherseits Architekt und sein Großvater väterlicherseits gelernter Bildhauer. 

 So war es nur schlüssig, dass er frühzeitig und aus eigenem Antrieb zu zeichnen und zu malen begann. Er entwickelte Ideen und Fertigkeiten in weiteren Techniken, wie die der Foto- und Materialcollage, der Mischtechnik, der Radierung, der Skulptur, der Installation und Fotografie. 

 Der Künstler bietet dem Betrachter Variationen und Techniken an, die zu immer neuen anregenden Begegnungen und Auseinandersetzungen auffordern. Der während des Schaffensprozesses zwischen dem Kunstwerk und seinem Urheber stattfindende Dialog manifestiert sich in einem besonders beredten Verhältnis zwischen Betrachter und Werk. 

 Liebe Gäste, das Rad muss nicht wieder neu erfunden werden, deshalb erlauben sie mir auf eine Einführung der Kunsthistorikerin Dr. Sabine Ladwig, aus Anlass einer Ausstellungseröffnung zum Thema „Apokalypse“, zurückzugreifen. Sie sagt unter anderem: „Die Arbeiten zum Thema „Apokalypse“ bilden den Schwerpunkt im Schaffen des Künstlers: Von der Installation über Collagen bis hin zu Wand- und Stahlobjekten unter Verwendung unterschiedlicher Materialien und Gegenstände, die authentische Hinterlassenschaften der Kriege bzw. Kriegszeiten sind. Das zentrale Thema ist die Maschinerie der Schlachten und Tötungsstrategien durch das künstlerische Verfremden und Zusammenfügen dieser Relikte. Dadurch sollen der Zynismus des Krieges und deren Funktionäre entlarvt werden. Die Warnung vor intoleranten, radikalen Tendenzen wird in starker Symbolkraft ausgesprochen. Das geht zuweilen an die Grenzen des Geschmacks, der Brutalität, der moralischen Entrüstung. Für Brecklinghaus ist fast jedes Mittel recht, um auf den Wahn und die Verachtung des Krieges hinzuweisen. Er rüttelt auf, schockiert und provoziert. Seine Arbeiten verwandeln sich zu anklagenden Zeugen und mahnenden Zeichen. Manche Inszenierungen wirken bedrückend und beängstigend, andere sind bitterböse anklagend und wiederum andere von beißender Ironie. Wenn Brecklinghaus z.B. eine Torte aus einem MG-Magazin und Munition „backt“ oder einen Blumenstrauß aus Waffenschrott kreiert, entspricht der Zynismus der Darstellung dem Zynismus der Machthaber und Kriegstreiber.“ 

Die Fantasie des Künstlers wandelt nunmehr diese perversen destruktiven Militärobjekte, konstruktiv in neue Zusammenhänge mit anderen Inhalten um, ein Vorgang, der dem Künstler einiges abverlangt. 

 Hierzu möchte ich Wolfgang Brecklinghaus zitieren, er sagt: 

 „Krieg – eine Minderheit nutzt das Volk skrupellos für seine eigenen egoistischen Ziele aus, bestimmt damit über eine Mehrheit, die manipuliert und gezwungen wird, im Sinne dieser Minderheit zu agieren. Die Schrecken der Vergangenheit, die zahllosen Kriege heute, die Ungewissheit, ja die Angst vor dem, was die Zukunft bringt, das ist es, was mich zur Auseinandersetzung mit diesem Thema gebracht hat. Man wird sich vielleicht vorstellen können, dass ich nicht ausschließlich und vor allem täglich das Thema „Krieg und Vernichtung“ behandeln kann. Dies würde aufgrund der sehr intensiven Auseinandersetzung der eigenen Psyche nicht gerade zum Vorteil gereichen. Aus diesem Grunde erstelle ich in Zwischenphasen kleine Serien von Collagen und Mischtechniken zu anderen Themen oder widme mich der Malerei. In diesen „Pausen“ tanke ich wieder auf, um mich erneut dem Thema Apokalypse zu stellen, trotz wiederkehrender Zweifel in der vagen Hoffnung auf eine vielleicht doch einmal etwas friedlichere Welt.“ 

 Liebe Gäste, ich befürchte, dass wir dieser von Wolfgang Brecklinghaus geäußerten Hoffnung weiter entfernt sind denn je. So lange die Verantwortlichen der so genannten einzig noch verbliebenen Weltmacht USA, ihr Hegemonialbestreben nicht aufgibt und eine wirkliche Friedenspolitik im Sinne der Völker betreibt, die Verquickung militär-wirtschaftlicher Interessen mit der Administration Washingtons nicht aufgegeben wird, wird der Frieden auf Erden weniger friedlich und dies auf unabsehbare Zeit sein. 

 Um in meiner Betrachtung nicht einseitig erscheinen zu wollen, soll auch das Unrecht in der ehemaligen Sowjetunion, dem heutigen Russland, benannt werden – Stichwort: Tschetschenien, wo mit menschenverachtenden Aktionen gegen die Bevölkerung das Machterhaltungsstreben Russlands sich deutlich zeigt. Gelebte Demokratie ist hier wie anderen Orts auch, weiterhin noch ein Fremdwort. Und dennoch, die Qualität scheint mir eine andere zu sein: hier eine vormals totalitäre, zerbrochene Super-Macht, die ihre neue Stellung im Weltgeschehen noch nicht gefunden hat und eher rückwärtsgewandt erscheint und dort eine Weltmacht, gegründet auf demokratische Grundrechte, die durch bedenkliche Entscheidungen der derzeitigen Administration an den Grundfesten ihrer Demokratie bedenklich rüttelt. 

 Meine Damen und Herren, haben sie Dank für die mir zugedachte Geduld. Ich möchte sie nunmehr auffordern, quasi in einen Dialog mit den hier ausgestellten Objekten zu treten und Herrn Brecklinghaus bitten, uns weitere Erläuterungen zu seinen hier ausgestellten Werken zu geben. 

Ich danke ihnen. 

               
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Die Arbeiten zum Thema „Apokalypse“ bilden den Schwerpunkt im Schaffen des Künstlers Wolfgang Brecklinghaus

 Von der Installation über Collagen bis hin zu Wand- und Standobjekten unter Ver­wendung unterschiedlicher Materialien und Gegenstände, die authentische Hinter­lassenschaften der Kriege bzw. Kriegszeiten sind. Das zentrale Thema ist die Maschinerie der Schlachten und Tötungsstrategien durch das künstlerische Verfremden und Zusammenfügen dieser Relikte. Dadurch sollen der Zynismus des Krieges und deren Funktionäre entlarvt werden. Die War­nung vor intoleranten, radikalen Tendenzen wird in starker Symbolkraft ausgesprochen. Das geht zuweilen an die Grenzen des Geschmacks, der Brutalität, der moralischen Entrüstung. Für Brecklinghaus ist fast jedes Mittel recht, um auf den Wahn und die Verachtung des Krie­ges hinzuweisen. Er rüttelt auf, schockiert und provoziert. Seine Arbeiten verwandeln sich zu anklagenden Zeugen und mahnenden Zeichen. Manche Inszenierungen wirken bedrückend und beängstigend, andere sind bitterböse
      anklagend und wiederum andere von beißender Ironie. Wenn Brecklinghaus z.B. eine Torte aus einem MG-Magazin „backt“ oder einen Blu­men­strauß aus Waffenschrott kreiert, entspricht der Zynismus der Darstellung dem Zynismus der Machthaber und Kriegstreiber. 

 Es sei generell die Frage erlaubt, ob die Verar­bei­tung von Kriegszeitutensilien in einem künst­­lerisch-formalen Zusammenhang dem Thema adäquat ist. Nun, das Mittel des Künst­lers ist nun einmal die Gestaltung. Brecklinghaus bringt Kriegsmaterial je nach Eignung und inhaltlicher Intention frei auf den Bildträger, ordnet es, rhythmisiert, schafft neue Zu­sam­menhänge, was zwangsläufig zum Bestandteil einer ästhetisch aufgefassten Konzeption führt. Es schaudert oft den Betrachter vor so viel Todesma­terial-Ästhetik und genau das ist es, was der Künstler will. 

 Krieg – eine Minderheit nutzt das Volk skrupellos für seine eigenen egoistischen Ziele aus, bestimmt damit über eine Mehrheit, die manipuliert und ge­zwungen wird, im Sinne dieser Minderheit zu agie­ren. Die Schrecken der Vergangenheit, die zahllosen Kriege heute, die Ungewissheit, ja die Angst vor dem, was die Zukunft bringt, das ist es, was mich zur Aus­einandersetzung mit diesem Thema gebracht hat.“ 

So äußert sich Brecklinghaus selbst zum Umgang mit diesem Thema. 

 Wolfgang Brecklinghaus stellt seine Apokalypse-Arbeiten seit einigen Jahren bundesweit und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus in kommunalen Galerien und Museen aus, so in Dortmund, Bad Münstereifel, Oberhausen, Monschau, Hürtgenwald, Düren, Bad Hersfeld, Rheinberg, Berlin-Hellersdorf, -Span­dau, -Charlottenburg, -Wedding, Pirmasens, Lüneburg, Dresden und jetzt in Lippstadt im Kunstturm, Von-Tresckow-Str. 31. 

                Fügen Sie hier den erweiterten Text ein.
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Juni 2006: Wolfgang S. Roos "Farben Hoch Drei" – Fotografien

November 2006: SEPTIMUS Werkschau "Selbstportrait mal X"


2007

März 2007: Reinhard Hanke "Zeichenhaft"

Juni 2007 "Zeit-Stücke" Fotografien Tobias Uhlmann

Mai 2007: KiT-FORUM Mitgliederausstellung "LEBEN"

Juni 2007: Einblicke 17 – Abschlussveranstaltung des Profiprax Designseminarseinblicke17

August 2007: Inken Rave-Lohmann "Raumbestand"

November 2007: Momentaufnahme – Künstlergruppe SEPTIMUS – Werkschau


2008

Februar 2008: Julia Kosslers "klanges und rheos" – Ein Zusammenspiel von Farbtönen und rhythmischen Folgen

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Vita
1977 geboren in Heidelberg
1997 Abitur
1998 – 2002 Studium der Freien Kunst / Malerei
                        an der Alanus Hochschule Alfter
2002 Diplom Freie Kunst 
lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Düsseldorf
Ausstellungen
2002 Symposium CSW Galerie inner spaces, Poznan/Polen
Ausstellung Schloß Mannheim, Mannheim
         Ausstellung Galerie Huppertsberg, Wuppertal
2003 Einzelausstellung Friedenskirche, Herten
2005  Ausstellung „Doppelschicht“ Kunstraum Mato, Offenbach a.M.
2006  Ausstellung Galerie Freitag18.30, Aachen
          Auswahlausstellung Kunstforum Löwenhof, Frankfurt a.M.
2007 Auswahlausstellung Werkstatt Plettenberg, Plettenberg
Ausstellung „Der Dich behütet, schläft nicht“ Freie evangelische Gemeinde, Lippstadt

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klanges und rheos- ein Zusammenspiel von Farbtönen und rhythmischen Folgen
Julia Kosslers zeigt in den beiden Werkgruppen „klanges“ und „rheos“ Menschen unserer 
Gegenwart in einem abstrakten Umraum.
Auf den querformatigen Bildern der Serie „rheos“ sind Menschen als Gruppe aufgereiht in 
rhythmischen Folgen zu sehen. Indes sind auf den quadratischen Holzbildträgern der Reihe 
„klanges“ Einzelpersonen dargestellt, wobei hier ein Zustand, ein Gedanke wie ein Klang 
auftaucht.
Einige Werke haben einen erzählenden Charakter, jedoch steht das Zusammenspiel von 
Farbtönen und rhythmischen Folgen im Vordergrund der beiden Werkgruppen.
Kosslers malt konsequent mit Tempera, einer auf Wasser – Öl – Emulsion basierenden Farbe. 
Die Künstlerin arbeitet an mehreren Werken gleichzeitig, so dass die Verwandtschaft ihrer 
Arbeiten augenfällig ist.
Dabei ist ihre Kunst stark vom Geschehen des Malens geprägt.
Während des schöpferischen Prozesses ereignet sich ein reizvoller Dialog zwischen 
Farbfläche und Linie, Figürlichkeit und Abstraktion, Zufall und Konzept, Übermalung und 
Auslassen. 
Kosslers Thematik ist vom griechischen Fries beeinflusst, deren Stoff die Künstlerin mit ihrer 
eigenen Wirklichkeit verbindet.
Die Darstellung der Menschen in einem abstrakten Umraum lässt dem Betrachter Freiraum 
für eigene Assoziationen.
Dabei verdichtet sich das Zusammenspiel von Linie und Fläche, Dichte und Auflösung, 
Abstraktion und Figürlichkeit wie ein Klang, ein Zustand, ein Gefühl, ein Gedanke.
Die Anlehnung an das antike Figurenfries ist eine Herangehensweise für die Betrachtung der 
Werke, es wäre jedoch zu einfach die Arbeiten darauf zu reduzieren
Denn in ihrer Unergründlichkeit wird die Symbiose der Protagonisten mit der 
Undefinierbarkeit des abstrakten Umraums zur Poesie.
So ist eine Interpretation auf eine direkte Weise nicht möglich und auch nicht gewollt.
Die Malerei von Kosslers entspringt ihrer Zeit, jedoch versucht sie, nicht dem Mainstream zu 
entsprechen.
Gerade dies zeichnet die Kunst von Julia Kosslers aus

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April 2008: Betrachter-Serie – Eun-Kyoung Kim

Mai 2008: KiT FORUM Mitgliederausstellung "Vier"

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Ausstellung „Vier“, Kunst im Turm, 31. Mai 2008

„Die Einfachheit der Form entspricht nicht unbedingt einer Einfachheit der Erfahrung“, sagt 

der Minimalist Robert Morris. Und die Zahl Vier und diese Ausstellung zum Thema „Vier“ 

zeigt uns, dass das scheinbar einfache Konzept von vier Seiten, von vier Formen, von vier 

Farben, von vier Themen eine große Vielschichtigkeit in sich birgt.

Das führt uns sehr eindringlich und prägnant Dorothea Feldkamp vor, deren 

Schmuckobjekte von der Vierschichtigkeit in die Vielschichtigkeit übergehen. Vier Formen, 

vier Farben, vier Themen, vier Schichten. Kette, Ring, Brosche oder Ohrring, in wechselnder 

Farbigkeit und mit unterschiedlichen Materialien, und doch als Einheit komponiert. Wenn 

eine Künstlerin, ein Künstler eine multiple modulare Methode verwendet, wählt sie/er 

normalerweise eine einfache, begrenzte und bereits verfügbare Form. Die Form selbst hat 

dabei oft nur eine eingeschränkte Bedeutung. Eher geht es dabei um die Grammatik des 

gesamten Werkes. Zum Beispiel sind die Grundform und der Aufbau der Ohrringe immer 

gleich, aber es verändert sich der innere Aufbau in Material und Technik, damit gewinnt das 

gesamte Arrangement eine eigene Dynamik und Varianz. Oder die Broschen, die von klar 

definierter, quadratischer Form sind und doch als Thema die Bewegung, die Wanderung und 

den Werdegang des Lebens in sich tragen.

Mit der Präsentation im Viererfeld und in den Glaskuben wird immer wieder das Quadrat als 

ordnende, universale Größe thematisiert und die Zahl Vier potenziert.

Das Quadrat ist auch das zentrale Kompositionsmittel der Arbeiten von Marlies Müller-

Kaufmann . Sie hat sich für das Quadrat entschieden und damit für eine geometrische 

Grundform, die sich durch ihren Richtungsausgleich von Waagerechten und Senkrechten 

auszeichnet. Aufgrund seiner absoluten Symmetrie und seinem Richtungsausgleich 

vermittelt das Quadrat einen hohen Ausdruck von Ruhe und Geschlossenheit, ist Sinnbild für 

Ordnung und Harmonie und Zeichen des Absoluten; deshalb war das Quadrat insbesondere 

in den klassischen Epochen, in denen das Ausgeglichene im Mittelpunkt stand, von zentraler 

Bedeutung. Und auch die Abstraktion des 20. Jahrhunderts nutzte das Quadrat. Spontan 

fallen Namen wie Kasimir Malewitsch, Paul Klee und Josef Albers ein.

Marlies Müller-Kaufmann ist sich der Geschichte, der Bedeutung und der Wirkung des 

Quadrats sehr wohl bewusst. Das quadratische Format bzw. die Wiederholung der 

quadratischen Struktur als Kompositionsmerkmal verleiht auch ihren Bildern einen nach 

außen geschlossenen und ausgeglichenen Charakter, doch im Inneren des Bildgevierts 

nehmen wir deutlich die Veränderungen, den Wandel wahr, denn das Kleinkarierte löst sich 

von links nach rechts in der Bildfolge auf.

Eine andere malerische Position begegnet uns in den vier Arbeiten von Antje Prager- 

Andresen. Während die gegenstandslose Malerei ausschließlich formale Probleme der 

Malerei behandelt, also die Frage, wie man Farbe in der Fläche organisiert, um ästhetische 

Ergebnisse zu zeitigen, verliert die Abstrakte Malerei nicht die Wirklichkeit der realen Dinge 

aus den Augen. Sie orientiert sich an der Wirklichkeit und versucht, diese zu befragen und zu 

interpretieren. So sind auch für Antje Prager-Andresen die Natur, die konkrete Umgebung, 

die Landschaft Ausgangspunkte ihrer Kunst.

Ihre Acrylbilder entstehen in der Interaktion von bewusst gesteuerter malerischer Umsetzung 

von Realität und unbewusst empfundener Wirkung dieser Realität. Die Künstlerin überlässt 

sich im Malprozess immer mehr der Wirkung und den Anforderungen der Farbe.

Bei dem Auftrag des Pigments offenbart Farbe ihr Wesen und ihren Charakter. In ihr ruhende 

Kraftreserven werden freigelegt und wirksam. Das Farbpigment ist immer körperlich, ist 

immer ein Phänomen, das es zu beseelen gilt. Dann wächst die Farbe über ihre Tiefe nach 

vorn und hinten, nach oben und unten hinaus in die Anteilnahme des Raumes hinein und 

kann ihre Stimmung entfalten.

Das Thema der vier Elemente greift Ernst Ewers zum Rode mittelbar in seinen plastischen 

Arbeiten auf. Die Neugier auf eine für ihn neue Technik, das Schweißen, sowie die Hingabe 

und Entzückung etwas entdeckt zu haben, das Gesehene weiterzuträumen und in neue 

Kontexte, neue Objektformen zu bringen, ist der Reiz, der die künstlerische Hand in 

Bewegung setzt. Ernst Ewers zum Rode benutzt die Dinge und Fundstücke seiner Wahl 

nicht als Readymades in einem puristischen Sinn, d.h. dass die Gegenstände ohne Eingriff 

des Künstlers zum ästhetischen Objekt ernannt werden. Sondern er arbeitet mit ihren 

plastischen, formalen Eigenschaften, und bearbeitet sie handwerklich, d.h. mittels 

Schweißtechnik. Altgedientes wird zu neuem Leben erweckt, erhält ein zweites Dasein in 

gewandelter Funktion und Form. Damit gibt er den scheinbar toten Dingen ihre sinnlich-

physische Präsenz zurück und erweckt sie zum neuen Leben: wir sehen einen Vogel, eine 

Flamme, die Welle oder auch die Tektonik von sich verschiebenden Erdplatten. Die vier 

Ausstellungsstücke stammen aus einer Reihe mit insgesamt 16 Arbeiten, die wir in den 

Fotos dokumentiert sehen.

Mit vier Elementen beschäftigt sich auch Claudia Becker . Bubbles, Waves, Leaves, Heat 

lauten die Titel ihrer Arbeiten, wobei es sich um zufällige Ausschnitte von Leben und Natur 

handelt. Die perlenden Luftblasen, die Welle, die aus dem Meer heranrollt, Blätter im 

Herbstwind und das Feuer, das in Flammen lodert. All’ diese Naturerscheinungen sind in 

einen Formzusammenhang gebracht, sind quasi gerahmt von einer Form, die jedoch offen ist 

für Veränderung. Die klassische Schmuckform lässt Claudia Becker unkonventionell werden, 

in dem sie das Schmuckstück eine Metamorphose durchmachen, es zum Bild, eingefasst in 

einen visuellen und thematischen Kontext, werden lässt. Die Inhalte der Form können 

teilweise ausgetauscht werden sowie die Ketten selbst auswechselbar sind.

Damit nimmt sie Bezug auf den natürlichen Schöpfungsprozess. Nichts ist für ewig 

unveränderlich, alles ist Leben, das heißt: Werden und Vergehen.

Das Vergehen, das allmähliche Verschwinden und Vergessen thematisiert Norbert 

Feldhues in seiner Serie von Druckgrafiken. Es sind Spuren, Relikte, Überreste der 

Vergangenheit, die er während seines Wanderurlaubs in Dolomiten vor vielen Jahren 

aufgespürt hat. Es handelt sich um Blechstücke aus den ehemaligen Schützengräben und 

Unterständen auf den Höhen des Karnischen Kamms. Erste experimentelle Drucke von 

solchen Blechstücken stammen aus dem Jahr 1995. Das Thema Vier hat ihn dazu motiviert, 

eine neue Serie von farblich variierenden Prägedrucken zu erstellen.

Der Begriff Graphik wird im allgemeinen Sprachgebrauch sehr unterschiedlich ausgelegt und 

verstanden. Die enge Begriffsverwendung beschränkt sich jedoch allein auf die künstlerische 

Druckgraphik, deren Vervielfältigungscharakter häufig als das eigentliche Wesen des 

Bilddrucks betrachtet wird, was immer wieder zu einer Abwertung gegenüber anderen 

Kunstgattungen führt. Ganz zu unrecht, denn im Entstehungsprozess der Graphik, beim 

Ritzen in Lack, Wachs oder Metall und auch während des Druckens, besteht die Möglichkeit, 

zu revidieren, hinzuzufügen, zu überdrucken, vorhandene Spuren zu tilgen oder Ungewolltes 

auf der Druckplatte zuzulassen, um so ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten und Wirkungen 

zu erzielen. Aber Nobert Feldhues will gerade nicht die Spuren tilgen, sondern sie 

künstlerisch nutzen, um sie damit über die Zeit zu konservieren und der abnehmenden 

Erinnerung Einhalt zu gebieten.

Nicht um die Geschichte, sondern um Geschichten geht es in den Objektkästen von Ulrike 

Blindow . Ausgangspunkt sind vier Gedichte von Joachim Ringelnatz: Bumerang, 

Übergewicht, Der Briefmark und Tante Qualle und der Elefant. Ein künstlerisches Werk kann 

als erzählerisch gelten, wenn es mit narrativen Elementen arbeitet. Und diese Elemente setzt 

Ulrike Blindow in einer Weinkiste zu einer Geschichte zusammen: der Bumerang, der über 

den Wolken schwebt; der voluminöse Wal, der auf einer Briefwaage feststellen muss, das er 

Übergewicht hat; der Briefmark, der sich in die Prinzessin mit dem rotgeblümten Herz 

verliebt hat; oder die Qualle und der Elefant, die sich mittels Magnet innig küssen. Als 

Hintergrundfolie dienen jeweils Aufnahmen aus Schottland, so begründet sich auch der Titel 

„Summer Isles“.

Und in diese narrativen Kontexte eingebunden, als selbständige, autonome Objekte, sind die 

Schmuckstücke, die Ulrike Blindow designt hat: eine Brosche mit vier Repräsentanten der 

Ethnien der Weltbevölkerung, ein Ohrring im Bauch des Wals, eine Kette, mit den Kindern 

von Qualle und Elefant, die der rotbeinige Klapperstorch in einem Extrakästchen gebracht 

hat.

Antithetisch zur filigranen Verspielheit der Arbeiten von Ulrike Blindow entwickelt der 

„Elfenbeinturm“ von Irene Peil seine raumgreifende Wirkung. Die Künstlerin präsentiert uns 

vier Stoffbahnen in entwaffnender Einfachheit. Ziel ist es, alle überflüssigen, immanenten 

Beziehungen aus der Skulptur herauszunehmen und den Fokus auf ihre Beziehung zum 

Raum und zum Betrachter zu verschieben. Die Anordnung funktioniert fast wie eine 

Choreografie, die den Raum und den umgebenden Exponaten einbezieht.

Die Arbeit wurde in situ realisiert, hier für den Raum geschaffen und direkt vor Ort entwickelt, 

d.h. genäht. In ihrer weißen Farbigkeit und der vertikalen Ausrichtung ahmen die Stoffbahnen 

jene Linien nach, die die vier Seiten des Raumes tatsächlich bilden, um so einen weiteren, 

bisher unbekannten Raum im Raum zu schaffen, dessen Wahrnehmung uns die Künstlerin 

anempfiehlt: wir sollen den Raum betreten und den Blick emporrichten und uns 

herausgefordert fühlen von den Worten: Die Gedanken sind frei.

Als Kunstformen stehen, liegen oder hängen die hier gezeigten Bilder, Installationen, Objekte 

in einer Welt mit drei Raumdimensionen, doch kommt in allen Werken noch eine weitere, 

eine vierte Dimension hinzu: die Zeit. 

Im Gegenstand, im Kunstwerk, in den Objekten selbst wird Zeit sichtbar: in ihrer Materialität, 

in der Stofflichkeit der Bilder und Objekte, in den einzelnen Arbeitsschritten ihres Entstehens, 

das sich seit der Festlegung des Thema Vier fast über ein Jahr erstreckt hat, aber auch in 

der symbolischen Aussage zur Zahl Vier – und in unserer eigenen Betrachtungszeit. 

Und es wird wieder einmal deutlich: Alles Sehen ist nicht Passives, sondern aktive visuelle 

Handlung, also Sehzeit, und alles, was ein Kunstwerk ausmacht, ist eine Kräftekonfiguration, 

die auf uns Betrachter während der Sehzeit wirkt.

Dr. Andrea Brockmann


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August 2008: Peter Hornig, Malerei

Oktober 2008: Septimus Künstler*innengruppe "Zum Quadrat"


2009

März 2009: Andrea Behn "Bilder"

April 2009: Ulrich Fischer "raum und struktur"

Mai 2009: KiT-FORUM Mitgliederausstellung ""Sicht"

Juli 2009: "Spurensuche" – Naturleinwände: Manfred Przybilla – Fotografien: Reinhold Beinert

September 2009: "Grüße aus der Erde" – Lacueva-Elsland

Oktober 2009: SEPTIMUS "In der Schwebe" Werkschau 2009 – Jubiläumsausstellung


2010

April 2010: "Sturz-Flug" – Sven Schmidt

Juni 2010: KiT-FORUM "Farbe bekennen"

Juni 2010: "Umgebung" – Jae-Eun Jung

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Ausstellung Jae-Eun Jung, Braunschweig 

Herzlich Willkommen zu der Ausstellung „Umgebung“ der koreanischen Künstlerin JaeUn Jung aus Braunschweig. 

Sie gehört zu den vielen Persönlichkeiten, die sich aus dem für uns Europäer fernen Korea aufgemacht haben, die Kultur Mitteleuropas aus eigener Erfahrung kennenzulernen. Neugier auf die scheinbar fortschrittlichen Entwicklungen in Europas Kulturen, werden hierbei vielmals adaptiert. 

Die Künstlerin, 1971 in Seoul, Süd-Korea geboren, studierte an der dortigen Kunsthochschule von 1991 – 1995 und schloss mit dem Bachelor Degree ab. Danach verließ sie ihre Heimat und kam nach Europa. Sie ließ sich ein auf die hier herrschende fremde Kultur, die fremde und für sie nicht einfache deutsche Sprache, das fremde Klima und die hier herrschenden Umgangsformen. Zunächst lebte sie in Münster und wechselte dann nach Braunschweig wo sie 1999 ihr Studium an der Hochschule für Bildende Künste aufnahm und 2003 mit ihrem Diplom in Freie Kunst abschloss. Daran anschließend war sie 2004   Meisterschülerin bei Professor Norbert Tadeusz. Und wenn meine Information richtig ist, wird sie und ihr Mann bald ihr Zuhause hier in Lippstadt haben.

Seither beteiligte sich JaeUn an verschiedene Gruppenausstellungen und gestaltete in den letzten Jahren auch Einzelausstellungen, so auch zuletzt im KunstHaus am Schüberg in Ammersbeck, nahe Hamburg.

Und jetzt, zu Beginn dieses Jahres, ist sie nun hier bei uns im Kunstturm. 

Liebe Frau Jung, wir freuen uns über Ihr Dasein und Ihre mitgebrachten Kunstwerke, die in den knapp 4 Wochen hier bei uns im Turm für alle Interessierte zu sehen sein werden.

 

Das Thema der Ausstellung heißt wie schon Eingangs gesagt: „Umgebung“. 

 

Ich möchte den Faden der an anderer Stelle aus Anlass einer Ausstellung mit ihren Bildern gesponnen wurde nicht aufgreifen und die Kunst JaeUns in direkter Linie zur Choson-Hofkultur sehen. Die Künstlerin ist, nur weil ihre menschenleeren Darstellungen dies vermuten möchten, meines Erachtens hiervon weit entfernt und ihre Arbeiten sind im heute und jetzt, einer modernen Bildsprache verankert.

Vielmehr steht ihre Umgebung als Synonym für >Umfeld<, für >Milieu<, für die Darstellung der natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse unserer heutigen Gesellschaft. Sie selbst sagt über ihre Arbeiten: „Ich beobachte meinen Lebensraum, sei es nun die Nachbarschaft, Verwandtschaft oder der Freundeskreis.“ Wo aber ist die Nachbarschaft, Verwandtschaft oder der Freundeskreis? 

Wir finden keine Darstellung von Personen in ihren Bildern, aber wir finden ihre Spuren, die auf die Anwesenheit hindeuten, wenngleich dem Fokus des Betrachters der Bilder, entrückt. JaeUns Bildsprache lässt uns teilhaben an den profanen Dingen die uns umgeben, sie erlauben uns Rückschlüsse auf die nicht anwesende Person, wie auch auf das soziale Umfeld. Die Künstlerin kreist ihr Thema und ihre Objekte ein, um sie schließlich im Zentrum der Aufmerksamkeit zu präsentieren, einzelne Gegenstände erhalten hierbei formatfüllende Präsenz. 

Weiterhin sagt die Künstlerin: „Ich male Räume und die Gegenstände, die ich im Alltag sehe. Jeder Raum hat seine eigene Atmosphäre und durch die Gegenstände, die zu sehen sind, wird der Mensch gegenwärtig.“ In der Tat: die Anordnung von Gegenständen, seien es nun Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, wie das Trinkglas, der Teller, das Besteck, Stühle, Sessel, Bett etc. suggerieren dem Betrachter der Bilder, dass gerade eben noch jemand zugegen war oder aber jeden Moment wieder erscheinen wird. Oder aber sind wir es selbst, „ist der Betrachter im Bild“, nicht sichtbar mit Hilfe einer Stellvertreterfigur sondern real, im Sinne eines Spiegels wird hier die Beziehung zwischen gemaltem Objekt und Betrachter neu definiert, wie es Dr. Martin H. Schmidt, anlässlich einer Ausstellung mit Arbeiten von JaeUn formulierte. 

Die Künstlerin möchte mit ihrer Malerei, ihren Darstellungen, uns, den Betrachter, über den Sinn unseres eigenen Lebens zum Nachdenken bringen.  

In vielen Bildern fällt ihre „verschleierte“ Farbigkeit auf, sie erwecken den Eindruck einer gewissen Melancholie, einer Melancholie die auf unsere älter werdenden Gesellschaft, immer wieder umschrieben mit demografischer Wandel, aufmerksam machen will. Bilder wie „Wasser und Einkaufsroller“ oder „Weihnachtsbaum“ verweisen auf Alter und Einsamkeit. Auch die akribisch dargestellten Tapeten und Teppiche sind der älteren Generation geschuldet, wohl kaum der Jüngeren. JaeUns Bildaussage zielt oft auf Einsamkeit, Alleinsein. Maximal ein Gedeck auf dem Tisch lassen keinen anderen Rückschluss zu. Bei aller vorzufindenden „Trostlosigkeit“ in manchen ihrer Bilder, platziert sie oft ein Glas Wasser. Für JaeUn ein positives Symbol: Wasser steht für das Leben, wie sie selber sagt. 

Einen weiteren Aspekt finden wir in dem Bild, dass auch auf ihrer Einladungskarte war. „Abendessen“. Scheinbar in einer Lokalität. 

Was fällt auf, jeweils eine Person an einem Tisch mit vier Stühlen. Typisch für uns Mitteleuropäer? Jedenfalls können wir dies Verhalten durchaus feststellen, wenn wir einmal selbst ausgehen um in einem Lokal zu speisen oder auch nur etwas zu trinken. Nun, die Südeuropäer sind da einwenig anders gestrickt. Dies soll keine Kritik von mir an unser aller Verhalten sein, nein, das Bild zeigt uns die Beobachtung durch eine Künstlerin, die genau hinsieht und registriert, eine offensichtliche Abkapselung oder Abwendung zwischenmenschlicher Kontaktnahme. 

Um dies so klar sichtbar zu machen, muss es wohl einer Künstlerin bedürfen, die aus dem fernen Korea zu uns gekommen ist.

Liebe Gäste, lassen sie uns nun gleich sehen und durch die Künstlerin für uns entdecken, was unser Leben noch bereit hält.   

 

Danke für ihre Aufmerksamkeit. 

 

Ralf Saadhoff, Vorsitzender von KIT

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Oktober 2010: Drahtobjekte und Installationen – Regine Rostalski

November 2010: Künstlergruppe SEPTIMUS "Bildstörung"


2011

Mai 2011: >focussed< - Wolfgang Brenner, Paderborn

Mai 2011: >Und dann…?< – Gisela Ruthenberg, Lage – Malerei

Juni 2011: FORUM Mitgleiderausstellung: aergerdiemonotonie

November 2011: Eberhard Bittner, Wuppertal

November 2011: Künstlergruppe SEPTIMUS – Werkschau 2011 – Installation, Malerei, Grafik


2012

März 2012: Renate Kastner – Objekte – Malerei – Installationen

Mai 2012: KiT-FORUM Mitglieder „ich sehe was was du nicht siehst“

August 2012: Andreas Landrock – Malerei – Objekte

Oktober 2012: Renate Ortner – darum … von einem zum anderen

November 2012: Künstlergruppe SEPTIMUS – Werkschau 2012 – Installation, Malerei, Grafik


2013

Juni 2013: KiT-FORUM Mitgliederausstellung "Poesie der Dinge"

Juni 2013: Kunst im Turm – 10 Jahre Ausstellungen

Juni: 2013: Friedefrau Deutsch – icHUNDich – die zeichnung als experiment

Juni 2013: Gerd Siepmann – Farbklänge Farbräume

Juli 2013: Einblicke 16 – Abschlussausstellung des Profiprax 03 Designseminars

September 2013: gerta bauer "Schläft ein Lied in allen Dingen"

November 2013: Künstlergruppe SEPTIMUS – eingetütet! – Installation/Malerei